Ein herzliches Dankeschön allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern, die sich so früh im neuen Jahr mit uns getroffen und über Toni Morrisons großes Werk „Beloved” und seiner Übersetzung „Menschenkind ”gesprochen haben. Es war eine große Freude und wir haben anregend diskutiert.
Alyssa Niccolini führte uns anschaulich in Toni Morrisons Situation und Motivation vor dem Hintergrund der amerikanischen Rassendiskriminierung und der damit verbundenen erschreckenden Lebensbedingungen speziell für nicht-weiße Frauen vor Augen und setzte damit den Rahmen für unsere Diskussion.
Helga Pfetsch, gewährte bereitwillig Einblick in ihre Erfahrungen mit der Übersetzung dieses großen Werkes und beantwortete Fragen zu ihrer Begegnung mit Toni Morrison, den Anforderungen des Verlags sowie dem zeitlichen Aufwand der Übersetzung und stand für die Klärung von Inhalts- und Formulierungsfragen zur Verfügung.
Dem Konzept unserer Gesprächsrunden folgend haben wir im Anschluss gemeinsam einen Textauszug aus dem Original und der deutschen Übersetzung von Helga Pfetsch „übersetzend”gelesen und Auffälligkeiten diskutiert, u.a. zur Wortwahl und Struktur (… hatte Sethe wirklich einen „gemeinen“ Mund, und ist das umgangssprachliche Register als sozial konnotiert bewusst für das „Black Englisch“ umgesetzt?). Ebenso lebhaft diskutierten wir Bedeutungs- und Sinnfragen von einzelnen Ausdrücken und im Gesamtkontext, z.B. das „Gemeinte” im Falle der „Dreißig-Meilen-Frau“ oder der Funktion des „Halsgeschmeides“ zur Verschleierung und Verdrängung von Wundmalen. Die „visionäre Kraft und poetische Prägnanz“, für die Toni Morrison vom Nobelpreiskomitee 1993 ausgezeichnet wurde, scheint würdig verwirklicht in der Gestaltungslinie der Selbstfindung (Individuation, C.G. Jung) Sethes als „Menschenkind“ im Spannungsbogen von anfänglicher Verlorenheit und Verzweiflung, besitzergreifender Bitterkeit und Amivalenz zum zarten Versöhnungsgeschehen mit dem ihr Halt gebenden Paul D. am Schluss des Romans.
Herzlichen Dank allen, die dabei waren. Es war sehr schön. Wenn es nicht unbescheiden wäre, könnte man mit Toni Morrison sagen „Wie schön sie ist die Sache, die wir gemacht haben: GEMEINSAM“
(Toni Morrison, Nobelpreisrede 1993).